Die Nutzung unseres Gehirns: Fakten und Mythen
Entkräftung des 10 %-Mythos
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Das menschliche Gehirn wird zumeist als eines der komplexesten und mysteriösesten Organe bezeichnet und sorgt seit langem für Faszination und allerlei Mythen. Einer der größten Trugschlüsse davon ist, dass wir nur 10 % unseres Gehirns wirklich nutzen. Die moderne Neurowissenschaft hat dies entkräftet und gezeigt, dass nahezu alle Teile des Gehirns aktiv sind und für unser tägliches Leben eine entscheidende Rolle spielen.
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Der Mythos der 10 %
Der weitverbreitete Mythos, dass wir nur 10 % unseres Gehirns nutzen, ist komplett falsch. Tatsächlich ist die Gehirnaktivität deutlich komplexer und betrifft bei unterschiedlichen Aufgaben so gut wie alle Regionen des Gehirns.
Gehirnscans decken auf
Bildgebende Verfahren wie die funktionelle Magnetresonanztomografie und die Positronen-Emissions-Tomografie haben den Mythos der 10 % widerlegt. Diese Scans zeigen, dass selbst bei einfachen Aufgaben große Teile des Gehirns gleichzeitig aktiv sind.
Durchgehende Gehirnaktivität
Selbst wenn wir gerade nichts bewusst tun, bleibt unser Gehirn aktiv. Diese verbleibende Aktivität trägt dazu bei Grundfunktionen wie die Atmung, den Herzschlag und unbewusste mentale Prozesse wie das Tagträumen aufrechtzuerhalten.
Hirnregionen für bestimmte Aufgaben
Unterschiedliche Bereiche des Gehirns werden für bestimmte Aufgaben aktiv. So verarbeitet beispielsweise der Okzipitallappen optische Informationen, während der Temporallappen für das Hören zuständig ist.
Die Rolle des präfrontalen Cortex
Der präfrontale Cortex, der hinter der Stirn liegt, ist für komplexe Prozesse wie das Treffen von Entscheidungen, Planung und Problemlösung zuständig.
Neuronale Netze und Verbindungen
Das Gehirn funktioniert als miteinander verknüpftes System, bei dem die Regionen durch große neuronale Netzwerke verbunden sind. Diese Netzwerke ermöglichen die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Gehirnbereichen für die Ausführung komplexer Aufgaben.
Energieverbrauch
Trotz seiner relativ kleinen Größe ist das Gehirn für etwa 20 % des Verbrauchs an Sauerstoff und Kalorien verantwortlich. Dieser hohe Energiebedarf spiegelt die andauernde Kommunikation zwischen den Neuronen und die gesamte Gehirnaktivität wider.
Motorische und sensorische Funktionen
Der Motorcortex des Gehirns steuert Bewegungen, während der sensorische Cortex Berührung, Schmerz und Temperatur verarbeitet.
Gefühle und das limbische System
Die Verarbeitung von Gefühlen erfolgt im limbischen System, das aus Amygdala und Hippocampus besteht. Diese Bereiche steuern unsere Gefühlsreaktionen, die Stimmung und das Gedächtnis.
Unterbewusste Verarbeitung
Ein großer Teil unserer Gehirnaktivität findet statt, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Unterbewusste Prozesse steuern alles von der Atmung und dem Herzschlag bis zu automatischen Reaktionen und implizierter Erinnerungen.
Plastizität und Anpassung des Gehirns
Neuroplastizität ist die Fähigkeit des Gehirns sich selbst neu zu organisieren, indem es neue neuronale Verbindungen bildet. Diese Anpassungsfähigkeit ermöglicht es uns, neue Fähigkeiten zu erlernen, uns von Verletzungen zu erholen und die Gehirnfunktion mit der Zeit zu verbessern.
Lernen und Nutzung des Gehirns
Wenn wir etwas Neues lernen, arbeiten verschiedene Hirnregionen zusammen, um die Informationen zu verarbeiten, zu speichern und abzurufen. Dieser Prozess stärkt die neuronalen Verbindungen und fördert die Gehirnaktivität in den Bereichen, die mit der betreffenden Aufgabe zusammenhängen.
Gedächtnissysteme
Das Gedächtnis ist auf verschiedene Hirnregionen verteilt. Der Hippocampus bildet neue Erinnerungen, während der Cortex für das Langzeitgedächtnis verantwortlich ist und so für wirksames Lernen und Abrufen sorgt.
Gehirnaktivität im Schlaf
Anders als viele vielleicht glauben, bleibt das Gehirn im Schlaf aktiv. Schlaf verbessert nachweislich den Abruf von Dingen aus dem Gedächtnis, reguliert den Stoffwechsel und lindert mentale Erschöpfung.
Kreativität und Gehirnverbindung
Um kreativ zu sein, müssen mehrere Regionen des Gehirns zusammenarbeiten. Der präfrontale Cortex, der Temporallappen und andere Bereiche arbeiten zusammen, um bestehendes Wissen auf innovative Weise miteinander zu verbinden, was die starke Verknüpfung des Gehirns unterstreicht.
Reflexartige und automatische Reaktionen
Einige Gehirnfunktionen erfolgen reflexartig und automatisch, wie die Reaktion des Körpers auf Gefahr. Diese schnellen Reaktionen werden vom Hirnstamm und dem Rückenmark gesteuert, um schnell ohne bewusste Gedankengänge zu reagieren.
Einbindung der Sinneswahrnehmungen
Das Gehirn verarbeitet ständig die Sinneswahrnehmungen aus der Umgebung. Die Okzipital-, Parietal- und Temporallappen verarbeiten jeweils Sehen, Fühlen und Hören und verknüpfen diese Wahrnehmungen für ein geschlossenes Bild von der Umgebung miteinander.
Gehirnregionen und Sprache
Die Sprachverarbeitung erfordert die Aktivierung spezifischer Bereiche wie dem Broca-Areal für die Sprachproduktion und dem Wernicke-Areal für das Sprachverständnis. Beide Bereiche arbeiten zusammen, um Kommunikation und Verständnis zu ermöglichen.
Die Rolle des Gehirns für die Konzentration
Konzentration ist ein komplexer Prozess, der die Aktivierung verschiedener Gehirnregionen erfordert, besonders des Parietallappens und des präfrontalen Cortex. Diese Bereiche helfen unsere Gedanken auf relevante Informationen zu fokussieren und Ablenkungen herauszufiltern.
Koordination und das Kleinhirn
Das Kleinhirn, das auf der Gehirnrückseite liegt, ist für Koordination, Gleichgewicht und Motorik verantwortlich. Es spielt eine Schlüsselrolle in der Feinabstimmung und stellt flüssige und koordinierte Bewegungen sicher.
Gehirnfunktion in sozialen Interaktionen
Bei sozialen Interaktionen werden mehrere Hirnregionen aktiv. Der präfrontale Cortex hilft uns zum Beispiel soziale Zeichen zu verstehen, ein Urteil zu bilden und unser Verhalten zu regulieren, um mit anderen zu interagieren.
Lebenswichtige Funktionen des Gehirnstamms
Der Gehirnstamm kontrolliert lebenswichtige Funktionen wie die Atmung, den Herzschlag und den Blutdruck. Dies funktioniert automatisch, sodass das Überleben des Körpers ohne bewusste Gedanken in anderen Gehirnbereichen sichergestellt ist.
Multitasking und Gehirneffizienz
Beim Multitasking wechselt das Gehirn schnell zwischen den Aufgaben und aktiviert unterschiedliche Hirnregionen für jede der Aufgaben. Multitasking kann jedoch die Effizienz mindern, da das Gehirn beim Umgang mit mehreren Aufgaben gleichzeitig weniger leistungsfähig ist.
Stress und Gehirnaktivität
Stress wirkt sich stark auf die Gehirnaktivität aus, besonders in Bereichen wie der Amygdala, die Gefühlsreaktionen reguliert. Andauernder Stress kann das Gedächtnis, das Lernen und das Treffen von Entscheidungen stören, da bestimmte Gehirnregionen überstimuliert werden.
Kognitive Reserve und Gehirngesundheit
Die kognitive Reserve bezeichnet die Resilienz des Gehirns im Umgang mit Schäden. Mental stimulierende Aktivitäten wie Puzzles oder das Erlernen neuer Dinge kann die kognitive Reserve aufbauen und so gegen mentalen Abbau helfen.
Synapsenverbindungen und das Erlernen
Neue Fähigkeiten zu erlernen stärkt die Synapsenverbindungen zwischen den Neuronen und bildet die Grundlage für den Ausbau von Gedächtnis und Gehirnfunktion.
Konzentrierte Aufmerksamkeit und Gehirnregionen
Gezielte Aufmerksamkeit, wie bei Meditation oder intensivem Arbeiten, aktiviert den präfrontalen Cortex und den Thalamus im Gehirn. Diese anhaltende Konzentration trägt im Laufe der Zeit dazu bei, die kognitive Funktion und mentale Klarheit zu verbessern.
Ablenkung und Gehirnfunktion
Selbst wenn wir abgelenkt sind, bleibt unser Gehirn aktiv. Das Default-Mode-Network, eine Gruppe von Gehirnregionen, wird aktiv, wenn die Gedanken abschweifen, und zeigt eine konstante Gehirnaktivität, selbst wenn wir abgelenkt sind.
Nutzung fast des gesamten Gehirns
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir im Alltag fast alle Bereiche unseres Gehirns nutzen. Unterschiedliche Regionen werden für verschiedene Aufgaben aktiviert, sodass am Mythos, dass nur etwa 10 % des Gehirns genutzt wird, nichts dran ist.
Quellen: (Verywell Mind) (Medical News Today) (Healthline)
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